Am 02. Nov. 2021 wurde den Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren die Ehre zuteil, einen ganz besonderen Gast begrüßen zu dürfen. Im Rahmen der regelmäßig auf Schloss Hugenpoet stattfindenden politischen Kamingespräche hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit unserem Altbundespräsidenten Christian Wulff in exklusiver Atmosphäre zum Thema „Internationale Verständigung“ auszutauschen.
Themenschwerpunkt dieses Kamingesprächs, zu dem Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist sind, waren u. a. die Fragen, wie Europa nach der Ära Merkel aussehen werde und welche Rolle das transatlantische Bündnis künftig spielen werde. Ein bedachter Umgang mit außenpolitischen Partnern wurde hierbei ebenso thematisiert wie eine zukunftsfähige Gesellschaftspolitik über Grenzen hinweg. Gemeinsam wurden Überlegungen angestellt, welchen Beitrag die Zivilgesellschaft bzw. die Wirtschaftsjunioren und JCI dazu leisten können und ausgewählte WJ-Projekte zur Förderung der internationalen Verständigung auf Kreis-, Landes- und Bundesebene vorgestellt.
Als ehemaliger Minister- und Bundespräsident sowie aktueller Vorsitzender des Stiftungsrats der „Deutschlandstiftung Integration“ und Ehrenpräsident des „Euro-Mediterranen Länder-vereins“ engagiert sich Altpräsident Wulff bis heute für die internationale Verständigung im Allgemeinen und für die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie den interkulturellen Dialog im Besonderen. Dieser rote Faden in seinem politischen Wirken – vor, während und nach seiner Präsidentschaft – macht ihn zu einem besonders interessanten Gesprächspartner für die Wirtschaftsjunioren. Hierbei nahm sich Bundespräsident a. D. Wulff viel Zeit, um von seinen Erfahrungen auf internationaler und interkultureller Ebene und seinen daraus resultierenden Sichtweisen zu berichten. Gemeinsam mit den Teilnehmenden ging er der Frage nach, welche diplomatischen und institutionellen Lösungen stärker forciert werden müssten, um die Errungenschaft der europäischen Einigung auch trotz zunehmender Erosionserscheinungen innerhalb der europäischen Union zu wahren und bekannte sich hierbei klar zur NATO, die insbesondere im Zusammenspiel der transatlantischen Beziehungen Sicherheit garantiere. Auch gab Wulff ein leidenschaftliches Plädoyer dafür ab, die Vorteile demokratischer Prinzipien gemeinsam mit anderen demokratischen Staaten weiterhin zu vertreten, und zeitgleich den Dialog zu nicht-demokratischen Staaten aufrechtzuhalten.
Beim Thema Flüchtlinge hob Altpräsident Wulff die demographische Notwendigkeit hervor, gemäß derer Deutschland um eine kontrollierte Zuwanderung nicht herumkäme (Stichwort Fachkräftemangel), betonte jedoch – in Anlehnung an seine Rede vom 03. Oktober 2010 – dass auch entsprechende Voraussetzungen einzuhalten sind. Als aktuelle Beispiele führte er nicht nur die in der Corona-Krise kritischen Berufsfelder der Kranken- und Alterspflege, Lieferdienste und Sprechstundenhilfen an, die spürbar von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund profitierten, sondern erinnerte auch an prominente Integrationserfolge wie die der BionTech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci, die den ersten weltweit zugelassenen Impfstoff gegen COVID 19 entwickelten. Wulff nutzte den Diskussionsabend, um für mehr Mut zur Diversität auch in anderen Branchen und Parteien zu werben und beeindruckte das Publikum mit seiner konstruktiven Definition von „Leitkultur“, die er in den Artikeln 1 – 19 unseres Grundgesetzes sieht. Altbundespräsident Wulff verstand es, die aktuellen inneren wie äußeren Herausforderungen als „Chancen“ aufzuzeigen und lieferte einen nachdrücklichen Appell, wie europäische Verständigung – auf gesellschaftlicher wie politischer Ebene – künftig gestaltet werden könne, wenn man nur an einem Strang ziehe. Seine inspirierenden Ausführungen bestärkten die anwesenden Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren in ihrem Bestreben, sich auch weiterhin für internationale Verständigung einzusetzen und junge Menschen im Rahmen solcher Veranstaltungen für Europa zu begeistern.
Bildquelle: Morawetz – Film und Fotografie