Eine Software, um antisemitische Verschwörungstheorien auf Twitter zu entlarven, plastikfressende Insekten und ein automatisiertes Feuermelde- und Löschsystem – das klingt nicht nur unheimlich kompliziert, sondern auch unheimlich spannend! Ganz besonders vor dem Hintergrund, dass diese Ideen in ganz besonders jungen und schlauen Köpfen entstanden sind.

PLATZHALTER
Die Nachwuchs-Forscherinnen und -Forscher haben damit sogar die NRW-Jury des bundesweiten Jungforscher-Wettbewerb überzeugen können und sich einen Platz im Bundesfinale von Jugend-forscht in Bremen sichern können.

Bei all der grauen Theorie sollte natürlich auch die Art und Weise der Präsentation der vielfältigen Forschungsprojekte vor einer Bundes-Jury nicht außer Acht gelassen werden. Mit Hilfe erfahrener Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren aus ganz NRW konnten sich neun Finalistinnen und Finalisten beim diesjährigen NRW-Landescoaching in Dortmund professionelle Hilfestellungen und Tipps bei den Themen „Rhetorik & Körpersprache“ sowie „Projektpräsentation und Standgestaltung“ einholen und sich so intensiv auf das bevorstehende Finale vorbereiten.

„Wir hoffen sehr, dass wir den jungen Talenten durch unsere Expertise eine gute Unterstützung bei der Präsentation vor der Experten-Jury bieten können“, so Simone Claßen, Projektleiterin des Jugend-forscht Landescoachings der Wirtschaftsjunioren NRW.

Und das Daumendrücken hat sich tatsächlich gelohnt: Nur eine Woche später prämierte die Expertenjury in der ÖVB-Arena in Bremen beim 58. Bundeswettbewerb unsere NRW-Landessieger mit zweiten, dritten und sogar einem ersten Platz in den unterschiedlichen Kategorien. Der Bundessieg im Fachgebiet „Mathematik/Informatik“ ging an Simon Rulle und Arthur Achilles aus Paderborn: Mit ihrem „Project Eagle“, einer Echtzeit-Analyse antisemitischer Verschwörungsmythen im Internet, wurden sie nicht nur mit dem Bundespreis, gestiftet durch den Bundesminister für Verteidigung Boris Pistorius, ausgezeichnet, sondern erhielten zudem den Sonderpreis eines Stipendiums für einen Studienplatz an einer Universität der Bundeswehr.

Das Projekt:
In den sozialen Netzwerken finden sich unzählige antisemitische Kommentare und Hassreden. Viele davon basieren auf bekannten Verschwörungsmythen. Derartige Tweets und Postings schnell und zielgerichtet zu identifizieren, ist aufgrund der schieren Datenmenge eine große Herausforderung. Daher entwickelten Simon Rulle und Arthur Achilles eine Software, die diesen Vorgang automatisch erledigt und antisemitische Inhalte so zuverlässig aus dem Internet herausfiltern kann. Die Jungforscher setzten dafür unter anderem aktuelle KI-Chatbots ein, die ähnlich wie ChatGPT funktionieren. Die Suchergebnisse zeigt das Programm als anschauliche Grafiken an. Mit dem Programm lässt sich auch rekonstruieren, wie die Zahl antisemitischer Tweets eines Accounts mit der Zeit zugenommen hat.

Wir gratulieren allen Coaching-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern zu ihren großartigen Platzierungen und Leistungen und sind natürlich unglaublich gespannt, wie es mit Euren genialen Projekten und Ideen in der Zukunft weitergeht!


Neben dem Bundessiegerprojekt von Simon Rulle und Arthur Achilles durften unsere Coaches auch die nachfolgenden, prämierten Forschungsprojekte bestaunen und hilfreiche Tipps für die Präsentation geben:

L22 Fireprotect
3. Platz im Fachgebiet „Technik“ | Lauri Wilps (17, Köln), präsentierte mit ein automatisiertes Feuermelde- und Löschsystem, das mithilfe einer Wärmebildkamera den Brandherd in einem Privathaushalt lokalisieren und zugleich löschen kann

Myzo-bio-stik – MYZel auf BIOlogisch abbaubarem PlaSTIK
3. Platz im Fachgebiet „Chemie“ | Falk Wannhof (15, Harsewinkel) entwickelte einen Bio-Kunststoff, der durch seine besonderen Eigenschaften nachhaltig abbaubar ist und so als Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen dienen kann.

Zukunft berechnen? Ist die Ausprägung von Merkmalen zukünftiger Generationen simulierbar?
Fachgebiet „Mathematik/Informatik“ | Anna Miller (16, Lüdinghausen) entwickelte ein äußerst treffsicheres Computerprogramm, mit dessen Hilfe sich herausfinden lässt, wie sich die Gene von Tieren künftiger Generationen entwickeln werden.

CodeUp – Einfacher Einstieg in die Programmierung
Fachgebiet „Arbeitswelt“ | Ben Siebert (16, Hattingen) hat eine virtuelle Plattform entwickelt, die Einsteigerinnen und Einsteigern bei dem Programmieren von Web-Applikationen interaktiv unterstützt.

Superworms Reloaded – Können Zophobas moria Polystyrol verarbeiten?
Fachgebiet „Biologie“ | Die drei Münsteraner Malte Cox (17), Leo Roer (16) und Beeke Drechsler (16) stellten sich die Frage, ob plastikfressende Insekten zur Lösung des globalen Müllsystems beitragen könnten und stellten anhand von Untersuchungen an den Larven des Großen Schwarzkäfers fest, dass das verfütterte Plastikfutter im Organismus der Maden vollständig zersetzt wird.

Als Coaches standen den Nachwuchs-Forscher/innen zur Seite:
Simone Claßen (WJ NRW), Hicham El Founti (WJ NRW), Maximilian Ihring (WJ NRW), Miguel Espinar Colodrero (WJ NRW), Viktoria Peveling (WJ NRW), Pierre Blum (WJ Wuppertal), Julia Schwertner (WJ Ostwestfalen), Gordon Gemein (WJ Düsseldorf) und der WJD-Bundesvorsitzende Tobias Hocke.


 Gewinnerinnen und Gewinnern winken attraktive Geld- und Sachpreise. 

Impressionen vom Jugend-forscht Landescoaching 2023 (Fotos: Morawetz Film & Fotografie)