Der Know-How-Transfer (KHT) der Wirtschaftsjunioren NRW vernetzt Landespolitiker und junge Unternehmer. Die Abgeordneten Heike Wermer und Dr. Stefan Nacke besuchten die Budelmann Elektronik GmbH in Münster.
Heike Wermer, CDU-Landtagsabgeordnete für das Westmünsterland aus Borken, und ihr münsteraner Partei- und Abgeordnetenkollege Dr. Stefan Nacke zeigten sich beeindruckt, dass sich auf so kleinem Raum so viele Bauteile lagern lassen. „In unseren Regalen halten wir rund zehn Millionen Bauteile für unsere Produkte vor“, erklärt Dr. Christoph Budelmann, Geschäftsführer der Budelmann Elektronik GmbH in Münster und Kreisvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen. „Wir entwickeln und produzieren Mikroelektronik, da sind die Dimensionen für die einzelnen Bauelemente nicht ganz so groß“, ergänzt seine Frau Jeannine Budelmann, ebenfalls Geschäftsführerin im Familienunternehmen und derzeit Landesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren NRW. Beide hatten sich im Herbst vergangenen Jahres am „Know-How-Transfer“ zwischen WJ und Landtag beteiligt, der den Dialog zwischen jungen Wirtschaftsschaffenden und der Landespolitik ermöglichen und verstärken soll. Der im Projekt vorgesehene Gegenbesuch der Politik in den Firmen ihrer Sparringspartner wurde nun mit leichter Verzögerung gerne angenommen. Neben der kurzen Führung durch den Betrieb durften die beiden Abgeordneten selbst mal Hand an eine Leiterplatte anlegen und tauschten sich hinterher angeregt aus über die mittelständische Wirtschaft in der Region und die Herausforderungen in der Landes- und Bundespolitik.
Das Ehepaar Budelmann erläuterte zunächst gemeinsam den Unternehmenskern und die noch junge Geschichte der Gründer. Eigentlich wollte der Ingenieur „nur“ nebenbei zur Promotion eine Unternehmergesellschaft zur Entwicklung von Elektronik führen, doch die Idee wuchs nach der Gründung 2010 recht schnell. Bald wurde der Erwerb des Doktortitels zur Nebensache – wenngleich inzwischen erfolgreich abgeschlossen – und die eigene Firma rückt stärker in den Fokus. Noch im Gebäude der Privatwohnung füllten sich die Auftragsbücher und stieg der Mitarbeiterbedarf. Im Januar dieses Jahres wurde der neue Firmensitz im Industriegebiet Hanse BusinessPark bezogen, noch eines von wenigen Industriebauten hier. In dem dreistöckigen Backsteingebäude werden elektronische Baugruppen nicht nur entwickelt, sondern auch selbst produziert – Hard- und Software gibt es aus einer Hand. „Unsere Kunden wünschen sich nicht nur hohe Qualität, sondern oft auch sehr schnelle Lieferung“, erklärt Jeannine Budelmann. „Da ist es wichtig und sinnvoll, alle Schritte der Wertschöpfungskette im eigenen Unternehmen abdecken zu können.“
Eine Branchenspezifizierung gibt es bei Budelmann nicht. „Unsere Kernkompetenz sind die sogenannten ,Embedded Systems‘, also Mikroelektronik, die sich in kleinere oder größere Anlagen integrieren lassen. Das geht von Zugangs- oder Bezahlsystemen bis hin zu Komponenten für die Maschinenbauer in ganz Deutschland.“ In der Produktion im Erdgeschoss werden Leiterplatten vorbereitet, bestückt, mit Software bespielt, getestet und gewaschen. „Der letzte Schritt hat nicht nur ästhetische Gründe, sondern verhindert vor allem elektrostatische Störungen und dadurch bedingte Fehlfunktionen“, erklärt Dr. Christoph Budelmann. Auffällig sind die vielen Fenster, die an einer Produktionsstätte eher ungewöhnlich scheinen. „Wir haben das Gebäude so gebaut, dass es sich später auch noch anders nutzen lässt“, meint der Ingenieur weiter. Um ein Gespür für die, in der Serienproduktion natürlich maschinell gestützte, filigrane Arbeit der insgesamt 15 Mitarbeiter zu bekommen, durften Wermer und Nacke auch selbst Hand anlegen. Sie versuchten sich beide am Verlöten eines Bauteils auf einer Leiterplatte.
Im anschließenden Austausch kamen Themen zur Sprache wie der Fachkräftemangel in der Industrie, sinkende Qualität und steigende Ansprüche bei Bewerbern, die Einführung von „Wirtschaft“ als Schulfach in NRW und die Bedeutung von Informatik in der Schule für spätere berufliche Perspektiven. Von beiden Seiten – junge Wirtschaft und Politik – wurde die Weiterführung des Diskurses in wirtschaftlichen wie bildungspolitischen Fragestellungen als wichtig erachtet und sogleich eruiert, wo es in der nächsten Zeit schon weitere Berührungspunkte geben könnte.
Am 26. und 27. November 2019 haben die Wirtschaftsjunioren in Nordrhein-Westfalen das nächste Mal die Gelegenheit, Politiker im Landtag zu begleiten und sie anschließend in ihr eigenes Unternehmen einzuladen.